Zeesboote Einfach mal treiben lassen

Zu den schönsten Traditionen unserer Ostseeregion gehören eindeutig die Zeesboote. Mit ihnen über den Bodden zu gleiten ist Wellness und Abenteuer gleichzeitig. Was zeesen ist, und warum dein nächster Kurzurlaub auf jeden Fall einen Zeesboot-Törn beinhalten sollte, erfährst du hier.

von Dominique Apeitos dos Santos

Zeesboot auf Fischland-Darß-Zingst
Hoch die Segel, der Sommer ist da! Bei schönem Wetter lassen sich diese hübschen Segelboote besonders gerne auf dem Bodden blicken.

Die markanten Holzboote mit den tief rotbraunen Segeln passen so harmonisch ins Darßer Landschaftsbild, als könnte es gar nicht anders sein: Zeesboote sind ein echter Hingucker auf Fischland-Darß-Zingst. Mit viel Liebe und handwerklichem Geschick über Generationen hinweg werden die altehrwürdigen Wasserfahrzeuge bis heute auf der Halbinsel restauriert, gepflegt und sogar wieder neu gebaut.

Wie alt ist die Zeesboot-Tradition?

Zeesenboote, oder wie wir auf Plattdeutsch richtig sagen: Zeesboote, wurden ganz besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts genutzt, als die Fischerei auf Fischland-Darß-Zingst ihre Blütezeit erlebte. Zentrum der Zeesenfischerei war damals jedoch Stralsund mit weit über hundert Zeesbooten. Nach einer kleinen Renaissance in den 50er und 60er Jahren, verschwanden die alten Boote zunehmend von der Bildfläche. Nur noch einige wenige Fischer beantragten bis in die 80er einen Erlaubnisschein zum Fischfang mit den Treibnetzen und schließlich wurde in den 90ern der Schleppnetzfischerei auf dem Bodden die gesetzliche Grundlage entzogen. Heute werden die alten Fischfangtechniken der Einheimischen noch manchmal zu Bildungszwecken und zur Schau demonstriert, dank des tatkräftigen Einsatzes freiwilliger Helfer.

Woher haben Zeesboote ihren Namen?

Zeese, das ist der Name für das spezielle Treibnetz, das die Fischer der Halbinsel nutzten. Im engeren Sinn bezeichnet man damit ein Fanggeschirr mit zwölf Meter breitem Grundschleppnetz. Mit ihm entwickelte sich auf dem Bodden eine ausgefeilte Fangtechnik, für die die wendigen Zeesboote mit ihrem geringen Tiefgang bestens geeignet waren. Zum „Zeesen“, so sagte man zu dieser Technik, wurden ihre Segel nämlich dicht gegen den Wind gestellt, sodass sie das große Netz, quer vor dem Wind liegend (dwars), lautlos hinter sich herziehen konnten. Die Zeese wurde, vorwiegend nachts, achtern an dem sogenannten Driftbaum, und vorne am Klüverbaum befestigt und dadurch aufgespreizt. Dadurch optimierten die Fischer in dem flachen Gewässer ihre Fangquote deutlich.

Warum haben Zeesboot-Segel so eine dunkle Farbe?

Bootsbau im THE GRAND
Bootsbauer aus Leidenschaft: Was Martin Rurik anpackt, das wird etwas. Mit viel Geduld und Profitipps hilft er unseren Workshopteilnehmern, ihre Holzboote strahlen zu lassen.

Was die Boote heute so hübsch macht, hatte damals einen rein praktischen Zweck. Die charakteristischen dunklen Farben der Segel kamen vor rund 150 Jahren nämlich durch Mixturen zustande, mit denen das Material vor den rauen Witterungsbedingungen an der Ostsee geschützt werden sollte. Haltbarer machte die Segel etwa Holzteer, Ockerfarbe, Lebertran, Gerblauge aus Eichenrinde und Rindertalg. Diese Praxis wurde natürlich auch für andere Segelboote genutzt, etwa die kleineren Netzboote, die den Zeesbooten teilweise zum Verwechseln ähnlich sehen. Anders als mit den Zeesbooten zogen die Fischer hiermit keine Zeesen, sondern fuhren zu ihren Netzen und Reusen, die auf dem Bodden platziert waren. Die sympathischen Nussschalen gewinnen heute immer mehr an Beliebtheit und werden dank dem Engagement privater Eigner wiederaufgebaut und gepflegt, was wir vom THE GRAND nur allzu gut nachvollziehen können...

THE-GRAND-Boote

Wer hätte gedacht, dass man sich so in ein kleines Boot verlieben kann? Als wir letztes Jahr im THE GRAND gemeinsam mit unserem Bootsbauer Martin Rurik gestartet haben, Workshops anzubieten, haben wir damit jedenfalls nicht gerechnet. Natürlich waren wir fasziniert davon, einer alten Tradition neues Leben einzuhauchen. Wir begannen mit sachlichem Handwerker-Elan, kaputte Netzboote zu restaurieren und selbst eigene Boote und Kanus zu bauen. Aber je mehr Zeit wir in der Werkstatt verbrachten, umso mehr wuchsen uns die Werkstücke auch ganz persönlich ans Herz. Den ganzen Winter und bis in den Sommer hinein schliffen und sägten, hämmerten und lackierten wir mit Hingabe in jeder freien Minute und träumten von unserem ersten Segeltörn im Sonnenschein.

Selber segeln!

Hast du Lust, einmal selbst auf einem Zeest- oder Netzboot mitzufahren? Das kannst du auf Fischland-Darß-Zingst an vielen Orten! Erkundige dich einfach bei den Hafenmeistern, wann und wo genau die beliebten Touren stattfinden! Außerdem finden jedes Jahr in den Sommermonaten in Zingst, Wustrow, Dierhagen, Barth, Bodstedt und Althagen die Zeestbootregatten statt, wo du garantiert Gelegenheit findest, einmal an Bord zu hüpfen!

Zeesbootregatten auf Fischland-Darß-Zingst

Ein spektakulärer Anblick bietet sich dir bei den Zeesbootregatten rund um Fischland-Darß-Zingst. Im September erwartet dich - ganz traditionell - sowohl die bereits 54. (!) Große Bodstedter Zeesbootregatta im Hafen Bodstedt als auch die 25. Althäger Fischerregatta im Hafen Althagen. In feierlicher Atmosphäre kannst du hier frische Seeluft schnuppern und live dabei sein, wenn der dunkle Schwarm Segel majestätisch auf die blaue Weite hinaus schnellt, mit deinem Favoriten mitfiebern und schließlich ausgelassen bei der Siegerehrung mitfeiern! Das ist Ostseeküste pur!

Termine der Zeesbootregatten 2018:

  • 16.06.2018
    16. Zingster Zeesbootregatta, Hafen Zingst
  • 30.06.2018
    34. Wustrower Zeesbootregatta, Hafen Wustrow
  • 14.07.2018
    31. Dierhäger Zeesbootregatta, Hafen Dierhagen
  • 21.07.2018
    18. Barther Zeesbootregatta, Hafen Barth
  • 01.09.2018
    54. Große Bodstedter Zeesbootregatta, Hafen Bodstedt
  • 15.09.2018
    25. Althäger Fischerregatta, Hafen Althagen
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