Winterspaß mit Geschichte Segeln auf dem Eis

Mit einem Segel über den gefrorenen Bodden schippern? Ja, das geht wirklich! Eissegeln heißt dieser Sport und sorgt für ordentlich Nervenkitzel. Wir zeigen dir, warum...

von Dominique Apeitos dos Santos

Minusgrade im März und der Saaler Bodden ist zugefroren. Dein Blick schweift über die malerische Darß-Idylle... doch von Winterruhe keine Spur! Hier herrscht Hochbetrieb, denn endlich sind die Bedingungen wieder ideal, um über das Eis zu sausen. Aber nicht etwa mit Schlittschuhen, denn wir auf Fischland-Darß-Zingst haben da etwas viel Besseres: Das Eissegeln. Hart am Wind erobern wir unsere Binnengewässer mit einem besegelten Spezialschlitten und kommen dabei ordentlich auf Touren! Kein anderes Wintererlebnis gibt dir in dieser Gegend so einen Kick und so ein Freiheitsgefühl.

Eissegeln, wer kommt denn auf so eine Idee?

Das Vergnügen um die Geschwindigkeit und das leise Gleiten im Wind stand noch nicht immer im Mittelpunkt des Eissegelns. Schon im 18. Jahrhundert fuhren die Bewohner der Halbinsel mit dem Segelschlitten über den Bodden, und zwar aus praktischen Gründen. Wenn die Straßen in den Wintermonaten zugeschneit waren, war das Eis oft der schnellere Weg, um Personen oder Lasten zu befördern. Schlitten mit großen Segeln konnten das am besten und sie halfen nebenbei auch noch beim Eisfischen.

Die meisten existierenden Schlitten, die zum Eissegeln taugen, wurden von den heimischen Schiffszimmerleuten oder auch von den Fischern im Ort selber gefertigt. Die Kufen bestehen aus Eichenholz, das mit Eisen eingefasst ist und die Decke aus Nadelholz. Der Mast gleicht dem kleiner Fischerboote und die Baumwollsegel haben eine ungefähre Größe von 10 bis 18 m². Um selbst so ein Fahrzeug-Exemplar zu bauen, braucht es ca. 300 bis 400 Stunden Arbeit. In Ahrenshoop und den Nachbardörfern gibt es heute noch ungefähr 45 davon.

Worauf kommt es beim Eissegeln an?

Wie immer, wenn es auf das Eis geht, ist aber auch Vorsicht geboten. Die Eisfläche auf dem Bodden muss lange genug durchgefroren sein, damit sie stabil genug ist und das Wetter muss kalt und windig genug sein, damit man mit dem Segel auch vorankommt. Vor allem in Althagen und Wustrow sind die Faktoren günstig: niedriges Wasser, kaum Strömung bzw. ruhige Buchten, die gut zufrieren, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem Fahrspaß klappt. Doch dass der Bodden komplett zufriert, ist leider in den vergangenen Jahren eher zur Seltenheit geworden. Dass wir dieses herrliche Eis-Spektakel miterleben konnten, freut uns daher umso mehr!

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