Darßer Türen Wie entstand die Kunst am Hauseingang?

Wer schon einmal auf dem Darß war, kennt sie: Die farbenfrohen Haustüren mit ihren aufwendigen Ornamenten. Die Tischlerkunst der Halbinsel ist überregional bekannt. Doch woher kommt eigentlich der hiesige Brauch, seine Tür zu verzieren?

von Dominique Apeitos dos Santos

Darßer Tür an einem Reetdachhaus
Seit über 200 Jahren gibt es die bunten, reich verzierten Türen auf Fischland-Darß-Zingst.

Feine Schnitzereien und lebhaft-bunte Malereien, die sofort ins Auge fallen - viele Häuser auf dem Darß schmücken sich mit außergewöhnlichen Eingangstüren, die besonders bei Urlaubern ein beliebtes Fotomotiv sind. Dass es gerade auf Fischland-Darß-Zingst so viele von den hübschen Werkstücken gibt, ist kein Zufall, denn ihre Gestaltung hat hier eine lange Tradition. Schon seit dem späten 18. Jahrhundert prägen sie das Bild der Gemeinden, die sich damals im Wandel von der Landwirtschaft zur Segelschifffahrt und zum Schiffsbau befand.

Was bedeuten die Verzierungen?

Der wirtschaftliche Aufschwung der Küstenregion zog auch Handwerker aus der Großstadt auf den Darß. So verband sich traditionelles Handwerk mit künstlerischen und technischen Einflüssen aus aller Welt und schließlich entstand auf der Halbinsel ein ganz neues kulturelles Selbstverständnis. Die Türen, die damals als zentraler Punkt der Fassade den einkehrenden Wohlstand repräsentierten, zeigen für den Klassizismus typische antike Ornamente wie Säulen, Giebel und Mäander. Gleichzeitig befinden sich maritime Symbole auf ihnen und Zeichen des damals ausgeprägten Aberglaubens, die für das Heil der Hausbewohner sorgen sollten. Typisch sind beispielsweise das aufwärts zeigende Pfeilmotiv als Schutz vor Blitz und Unwetter sowie der Lebens- oder Tulpenbaum für Lebensfreude und Kraft. Der häufig gezeigte Sonnenaufgang auf dem Türblatt stand außerdem für eine glückliche Rückkehr der Seeleute.

Traditionelle Darßer Tür
Besonders typisch für die Darßer Türen ist das Sonnensymbol. Es soll die Bewohner vor bösen Geistern schützen. Die Aufgehende Sonne steht für die gesunde Rückkehr der Seeleute.

Mit dem Ende der Segelschifffahrt schlief auch die Türentradition vorerst ein. Doch als 1931 der damalige Bürgermeister Heinrich Bierbaum das Prerower Gemeindeamt bauen ließ, erweckte die Kunsttischlerei Roloff den alten Brauch wieder zum Leben und baute mit viel Erfahrung und speziellem Werkzeug die erste Darßer Tür nach fast einhundert Jahren. Sie zieren Tulpenstrauß, Anker, Sonne und Blüten. Heute ist das ehemalige Gemeindeamt das Haus des Kur- und des Tourismusbetriebes.

Wo sind die Türen zu finden?

Bei einer Fahrradtour über die Halbinsel kannst du die Kunstwerke in jeder Gemeinde entdecken. Auch Ahrenshoop hat noch typische Darßer Türen, im Kirchnersgang und im Bernhard-Seitz-Weg. Spannend ist ebenfalls die kleine Sammlung historischer Türen im Darßmuseum Prerow und wenn du noch mehr über ihre Fertigung lernen möchtest, dann schau doch mal in der Kunsttischlerei Roloff in Prerow vorbei und lass dir vom Fachmann persönlich erklären, was die Darßer Türen ausmacht. Familie Roloff widmet sich schon seit 1832 dem traditionellen Handwerk.

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen.